Mittwoch, 14. Juni 2017

Durch die Zellerführe (-III) auf´s Wagendrischelhorn (2252m) + Stadelhorn (2286m) + Gr. Mühlsturzhorn (2234m) (II) - Reiteralm am 11.06.2017



Am Sonntag ging´s nach einigen Jahren endlich wieder mal auf die schöne Reiteralm im geliebten Berchtesgadenerland.
Die Hauptgipfel kenne ich dort zwar schon, aber diesmal hab ich wieder den Herbert mit und gemeinsam wollen wir durch die Zellerführe in der Wagendrischel-Südwand steigen.
Außerdem ist ja da noch der Grat vom Stadelhorn auf´s Gr. Mühlsturzhorn, welcher schon zweimal nicht geklappt hat. Wenn die Haxn dann noch frisch sind, soll dass diesmal also auch noch was werden.
Als Ausgangspunkt für die Tour nehmen wir den Parkplatz am Hintersee. Hier muss man zwar zuerst auf der Hirschbichlstraße etwa 4,5 Kilometer auf Asphalt zurücklegen, doch darfür kann man so eine schöne Runde über Schaflsteig und Böslsteig gehen.
Um dreiviertel sechs starten wir und es ist noch nicht viel los. Der Wanderparkplatz welcher in wenigen Stunden sicher komplett überfüllt ist, ist noch so gut wie leer.
Den Straßenabschnitt bringen wir schnell hinter uns und dann führt uns der Schafelsteig sehr steil, dafür recht zügig an die Felsabbrüche des Gr. Mühlsturz- und des Stadelhorns.
Obwohl es die meiste Zeit noch schattig ist, fliest der Schweiß bei mir schon in Strömen. An der Stadelmauer angelangt, wirds dann aber angenehm kühl, fast schon etwas kalt.
Das merkt man auch an den Schneefelder, welche sich hier teilweise noch befinden, obwohl wir uns jetzt schon auf der Südwestseite befinden. Die meisten Schneereste kann man aber gut umgehen. Entweder unten- oder oben rum.
Wo der Normalweg  hinauf zur Mayrbergscharte abzweigt, geht es für uns in einer kurzen Querung hinüber zum Einsteig der Zellerführe. Auch hier sind noch mal ein paar hartneckige Schneereste zu überwinden.

Dann gehts aber endlich los mit der Kraxelei.
Den Klettergurt legen wir beim Einstieg an, das Seil bleibt vorerst noch im Rucksack. Den Helm haben wir sicherheitshalber schon unterhalb der senkrecht aufsteigenden Stadelmauer aufgesetzt.
Die Zellerführe quert nun schräg durch die Südwand. Immer schön über ein meist breites Rampen- unnd Bändersystem.
Bis zur großen Zellerhöhle sind es laut Topo vier Seillängen. Diese sind alle ziemich gut mit sehr neu wirkenden Schlaghaken und hin und wieder auch ein paar Bohrhaken abgesichert. Benötigen tut man die aber nicht wirklich. Die Schwierigkeiten gehen hier nie über 2 hinaus und nur ein kurzes Stück nach der ersten Seillänge ist leicht ausgesetzt.
Nach einer halben Stunde sind wir dann auch schon an der imposannten Zellerhöhle.
Weiter geht es nun mit der klettertechnisch schwierigsten Stelle der Tour. Über eine kurze steile Stelle gehts es in etwa -III/III auf die nächste Rampe. Da hier aber nirgends Haken stecken, klettern wir auch hier ohne Seil weiter. Die Stelle ist aber auch schnell geschafft und weiter geht es nun wieder deutlich leichter. Jetzt auch endlich mal in der Sonne. Dafür dass man in einer Südwand ist, war es bis jetzt eigentlich ziemlich kühl.
Nach einer weiteren leichten Seillänge folgt eine Schuttrinne. Bis hier her war die Wegfindung ganz eindeutig. Jetzt mussten wir das erste mal ein bisschen schauen wie es weitergeht. In der folgenden Querung stecken jetzt aber wieder einige Sicherungen und so finden wir den Weiterweg dann auch recht schnell. Jetzt folgte unserer Meinung nach die wirkliche Schlüsselstelle der Tour. Klettertechnisch zwar recht einfach mit allerhöchstens 2, eher leichter, wie sich nach den ersten Metern aber herausstellt, pfeifft es da ganz ordentlich runter. Also sichern uns wir uns erst mal an einem Bohrhaken. Hier zahlt es sich wirklich aus, dass wir den Gurt bereits angelegt haben. Auf einem schmalen brösligen Band stehend schaffen wir es dann auch irgendwie das Seil aus dem Rücksack zu bekommen und uns einzubinden.
Dann sind es zwar eh nur ein paar Meter bis zum nächsten Haken und einen schönen Wiesenabsatz, aber das ganze geht mit Seil dann doch um einiges entspannter. Von der Schlüsselstelle gibts leider keine Bilder. Da waren wir wohl beide zu konzentriert :-)
Wir gehen nun wieder in leichtem Gelände weiter zum nächsten Aufschwung. Da es hier mit den Sicherungen aber auch schon wieder vorbei ist, verschwindet das Seil dann auch schon wieder im Rucksack. Ab jetzt darfs der Herbert schleppen. Wir haben für dieses kurze Stück tatsächlich ein 50m Seil mitraufgeschleppt. Tatsächlich würden 20-30 Meter locker ausreichen...
Die letzten drei Seillängen gehts es nun durch eine zuerst breite, dann sich immer mehr verengende Rinne nach oben Richtung Ausstieg.
Auch hier soll laut Beschreibung nochmal eine 3- Stelle sein. Wirklich gefunden haben wir sie nicht. Wahrscheindlich ist aber wohl die Engstelle der Rinne gemeint. Hier ist aber nichts mehr ausgesetzt und der Fels ist nun auch um einiges kompakter. Die Kletterei ist hier dir reinste Freude, leider aber auch wieder viel zu schnell zu Ende und schon sind wir am Ausstieg.
In leichtem Gehgelände geht es nun rüber auf den Gipfel des Wagendrischelhorns.
Nachdem wir uns hier kurz gestärkt haben gehts aber auch schon wieder weiter. Rüber zum Gruppenhöchsten, dem Stadelhorn. Hierfür nehmen wir den Abstieg über den Klettersteig (B/C) der uns schnell in die Mayrbergscharte zwischen Wagendrischelhorn und Stadelhorn führt. Hier mündet auch der Normalweg des Schaflsteiges ein.
Direkt weiter geht´s auf der anderen Seite nun wieder nach oben. Zuerst nur Gehgelände, dann darf man auch hier ab und zu die Hände als Unterstützung hinzunehmen. Im mittleren Teil klettern wir von Band zu Band, gut markiert, meist nicht schwerer als 1. Nur kurz müssen wir einem Schneefeld ausweichen, was eine Stelle vielleicht zu einer 2 macht. So sind wir in einer halben Stunde ab der Scharte auch schon am Stadelhorngipfel angelangt.
Kurz darauf nehmen wir dann auch noch den Grat rüber zum Mühlsturzhorn unter die Füße.
Beim ersten mal als ich hier allein heroben war hab ich mich nicht ganz rüber getraut, beim zweiten mal war alles in dichtem Nebel. Diesesmal im dritten Versuch sollte es aber klappen.
War der Fels im Anstieg aufs Stadelhorn noch ziemlich kompakt, so ist das jetztdas genaue Gegenteil. Alles ziemlich brüchig und locker. Zwar nicht sehr schwierig, dafür aber etwas ausgesetzt.
Zu Marscherleichterung verstecken wir die Rücksäcke hinter den ersten Felsen am Grat und schon kann´s los gehen. Erst geht es bröslig bergab, dann am schmäler werdenden Grat  wieder bergauf.
Beim nächsten Abbruch, folgt dann die Schlüsselstelle. Orientiert man sich an den Steinmännern, hätte man hier wohl eine etwas ausgesetzte -3 (laut Recherge) im Abstieg zu klettern. Man kann aber auch kurz vorher nach rechts in die Flanke durch eine kleine Rinne (II) abklettern. Das mache ich. Der Herbert bleibt heute oben. Ich quere die Flanke und dann gehts weiterhin recht brüchig, aber einfach auch schon am schmalen Grat zum Gipfel des Gr. Mühlsturzhorns mit dem winzigen Holzkreuz.
Der Rückweg erfolgt dann natürlich auf dem selben Weg. Hier wäre die 3- zwar im Aufstieg sicher zu schaffen, das ist mir aber etwas zu ausgesetzt und muss diesmal nicht mehr sein. Schnell sind wir wieder am Stadelhorn und dann auch wieder unten in der Mayerbergscharte.
Für den Abstieg nehmen wir nun den Böslesteig, welchen wir nach der Querung ein paar Schneefelder und nach ein paar kurzen Anstiegen, vorbei an den Plattelköpfen am Südostkamm der Reiteralm, erreichen.
Über den Böslsteig, überwindet man mit kurzen Seilsicherungen dann noch ein paar Steilstufen in den Ostabbrüchen der Reiteralm und nach einem sich gefühlt ewig hinziehenden Hatscher, zum Schluss durch den flacher werdenden Wald und über breite Wege, gehts zurück zum Parkplatz am Hintersee.


Nach genau 12 Stunden, etwa 11 Stunden Gehzeit inklusive vieler, vieler Fotostopps und kurzen Trinkpausen, geht diese geniale Runde zu Ende. Etwas mehr als 2100hm haben wir überwunden und dabei alles mit drinn gehabt, vom Asphalthatscher, über Klettersteigabschnitte und Bröselgrate, aber auch sehr schöne Kletterei in teilweise auch recht gutem festen Fels.
Eine wirklich schöne Runde.

BERG HEIL



5 Kommentare:

  1. Moin Andi,

    11 Stunden Gehzeit, hola die Waldfee, läßt da in dem Gelände nicht irgendwann einmal die Konzentration nach?

    Beeindruckende Bilder!

    VGV

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  2. Hi Volker!
    Danke für die Mühen des Kommentierens😉
    Durch die Kletterei ist man ja nicht so schnell unterwegs und es wird nicht ganz so anstrengend. Aber zum Schluss raus waren wir doch etwas müde. Stimmt schon, die Konzentration wird schwächer und man muss dann schon noch etwas mehr acht geben. Aber da wos wirklich runtergeht, pusht einen dann schon das Adrealin. Unfälle passieren dann wirklich oft auch an vermeindlich harmlosen Stellen, weil man dann schon leicht mal wo drüber stolpert oder ausrutscht...
    2 Stunden Autofahrt nach so einer Tour ist dann auch oft nicht ganz ohne...
    Gruß Andi

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  3. Auch noch so eine lange Autofahrt obendrauf? Wahnsinn! Was sind da gegenüber schon die Mühen des Kommentierenes :-D

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  4. Coole Kraxelei (aber nichts für mich ;-)) in einem viel zu sehr unterschätzen Gebiet in den Berchtesgadenern. Ich muss da unbedingt auch mal wieder hin und die Trails unsicher machen. Einfach eine schöne Ecke dort oben.

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    1. Ja genau, eine schöne Ecke dort und vorallem nicht so überlaufen. Selbst am Wochenende nicht.
      Das Plateau und die Kämme und Gipfel schreien ja gerade so nach Trailrunning!
      Zum Laufen war ich aber selbst noch nie dort, werd ich aber sicher mal machen!
      Gruß Andi

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