Samstag, 23. Juli 2016

Kahlersberg - Hohes Brett - Hoher Göll - lange, lange Runde durchs Hagengebirge und auf den Göllstock am 19.07.2016


Ich befinde mich gerade in der vierten Woche meiner Marathonvorbereitung. Und eigentlich passt da keine Bergtour für einen flachen Marathon in den Trainingsplan. Aber was soll´s. Ich muss wieder mal auf den Trail. Immer nur Straße und das bisschen Wald vor der Haustür, das hält doch keiner auf Dauer aus...
Also hab ich mir gedacht laufst du halt mal die "kloane Reibn" im Hagengebirge. Da kommt das Lauftraining nicht zu kurz und es gibt dort ziemlich geniale Trails.
Jetzt hab ich letztes Jahr die Reibn schon mal als Wanderung gemacht und da fällt einem natürlich auch der Kahlersberg in Auge. Der zweithöchste Gipfel des Hagengebirges. Also nehm ich den diesmal auch noch mit. Naja, wenn man mal am Kahlersberg ist, kann man natürlich auch gleich direkt weiter zu den weiteren Randgipfeln rüber zum Schneibstein laufen. Und wenn man dann vom Schneibstein runter zum Stahlhaus läuft, sieht man ja schon aus aller Ferne das Hohe Brett vor sich aufragen. Und das sind ja dann auch nur noch 600hm oder so. Also könnte ich das ja auch noch mitnehmen. Und wenn man dann schon mal am Brett ist, sind es auf den Hohen Göll auch nur noch ein paar wenige Kilometer und der Göll liegt ja auch nur 200 Höhnemeter über dem Brett.
Ok, da liegen natürlich so einige Höhenmeter zwischen den einzelnen Gipfeln. Aber mal schaun, es gibt ja so einige Abstiegsmöglichkeiten unterwegs. So weit also die grobe Planung...

Ausgangspunkt ist der Wanderparkplatz Hinterbrand auf der Scharitzkehlstraße oberhalb von Berchtesgaden auf ca. 1100m. Das spart mir zumindest schon mal ein paar Höhenmeter. Man könnte natürlich auch vom Tal bei der Jenner Talstation am Königssee loslaufen.
Um 20 Minuten vor 5 laufe ich am Parkplatz los und bin in wenigen Minuten bei der Jenner Mittelstation. Hier sind die Wege noch sehr gut ausgebaut und ich hätte mir die Stirnlampe eigentlich sparen können, die Dämmerung hätte zum Laufen gereicht.
Auf diesem breitem Weg geht es nun in leichtem Bergauf und Bergab vorbei an der Königsbergalm, vorbei an der Enzianbrennhütte bis zur Prisbergalm.
Nach der ersten 3/4 Stunde beginnt ab hier der Trail und somit das Abenteuer.
Enzianbrennhütte

Rückblick Priesbergalm, der Trail beginnt
Ich laufe in gemütlichem Tempo den Trail entlang und schön langsam wird es immer heller. Gegenüber der Priesbergalm ragt der Watzmann in den Himmel.

Gerade aus geht es in den Stiergraben. Aber hier wird es nun steil und der Weg etwas technischer. Ich muss in einen schnellen Wanderschritt überwechseln. Nur ab und zu kann ich hier noch ein Stück laufen.
Hier im Stiergraben bin ich absolut alleine unterwegs. Überhaupt, hab ich außer den Kühen an der Priesbergalm heute noch niemanden gesehen. Und das soll auch noch eine Weile so bleiben. Wünsch ich mir zumindest.
Nach etwa 1 1/2 Stunden bin ich dann durch den etwas verwachsenen Stiergraben durch und komme knapp unterhalb des Seeleinsees aus dem Wald heraus. Eine Herde Gemsen flüchtet in Richtung Hochgschirr, wo ich dann auch gleich hinauf will.
Gemsen unter dem Hochgschirr
Vorher gehst aber noch die paar Meter rüber zum See und ich gönn mir ein paar Atemzüge Pause. Vom Kahlersberg der direkt hinter dem See aufragt donnern ein paar Felsen herunter. Aus dem letzten Jahr kann ich mich noch erinnern, das auch auf der anderen Seeseite ein paar Leute pausiert hatten. Vielleicht keine so gute Idee...aber heute bin ich hier ganz alleine. Einfach herrlich...
Seeleinsee
Doch ich hab noch einiges vor, also geht es gleich weiter an den Kahlersberganstieg.
Ich drehe wieder um und wandere/laufe hinauf aufs Hochgschirr, der Übergang ins Landtal, bzw. Sattel zwischen Kahlersberg und Laafeld.
Hochgschirr mit Blick ins Steinerne Meer
Ich wende mich oben nach links und beginne mit dem Aufstieg über den Mauslochsteig.
Der Mauslochsteig ist ein versicherter Steig, welcher aber nicht allzu schwer ist. Nur kurz ist es ein ganz kleines bisschen ausgesetzt, aber dann bin ich auch schon durch die Schlüsselstelle durch und der Berg neigt sich wieder deutlich zurück und ist ganz einfach zu erwandern.


durch das Mausloch
Die Ausblicke werden nun immer besser. Hinter mir der Watzmann mit der Gotzenalm im Vordergrund.
Unten der von hier oben wirklich genial wirkende Abstieg ins Landtal. (Das wird wohl meine nächste Tour im Hagengebirge)
Kurz unterhalb vom Gipfel flüchtet dann wieder eine riesige Herde Gemsen. Mindestens 50 Tiere.
Und dann bin ich auch schon oben am Kahlersberg. Mit seinen 2350m Höhe nach dem großen Teufelshorn der zweit höchste Gipfel im Hagengebirge.


Leider ist es jetzt ziemlich neblig und es weht ein eiskalter Wind. Also halte ich mich nicht lange auf und beginne mit der Suche nach dem Abstiegsweg. Ich laufe ein Stück entlang des Südostgrates bis ich zu eine schneegfüllten Grube komme. Irgendwo hier muss es ein Fensterl auf die Nordseite geben. Nach ein bisschen herumgerenne find ich dann den Durchstieg auf der gegenüberliegenden Seite der Schneegrube.

Hier geht es steil nach unten, sieht aber machbar aus. Ich klettere, mich immer etwas rechts haltend, durch die Schroffen nach unten. Das Gras ist hier ziemlich nass und der Fels stellenweise etwas brüchig, aber wenn man aufpasst geht es eigentlich ganz gut.


Irgendwann bin ich dann unten bei den großen Felsblöcken, im Grunde genau der Verlauf der in der Karte eingezeichneten Schitourenroute und ab hier wird es nun wieder einfacher.
Über wunderschönes Karstgelände geht es nun weglos immer in Richtung Hochseeleinkopf. Ich laufe, gehe und steige so vor mich hin immer den besten Weg zwischen den Felsen und den Latschen suchend und genieße die geniale Landschaft. Keine Wege, keine Markierungen, herrlich. Und wärend ich mich so freue steht er plötzlich direkt, keine 10 Meter entfernt, vor mir da.

Er schaut mich an, ich schau ihn an und keiner rührt sich. Als ich ein paar Schritte um ihn herum gehe, schlägt er mit dem Huf auf den Stein und signalisiert ganz deutlich, dass ich jetzt nahe genug bin. Ich will ihm natürlich auch keine Angst machen und halte etwas Abstand. Außerdem trau ich mich auch gar nicht weiter ran. Viel zu gewaltig sind seine Hörner. Also gehe ich im Bogen um ihn herum und ich ziehe weiter auf meinem Weg und er auf seinem und verschwindet hinter dem nächsten Felsen.
Das sind schon so geniale Momente, die kann man sich einfach für kein Geld der Welt kaufen, die muss man erleben. Was für eine wahnsinns Gegend hier im Hagengebirge!!
Ich bin nun fast am Hochseeleinkopf. Beim Blick zurück auf den Kahlersberg, wirkt dieser nun viel riesger als er mir zuvor noch vorgekommen ist. Ganz links in der Flanke oberhalb der großen Felsblöcke war der Abstiegsweg.
Links der ungefähre Abstiegsweg durchs Fensterl
Es geht nun ziemlich einfach hinauf auf den Hochseeleinkopf. Nicht umsonst hat er diesen Namen. Hat man doch hier einen traumhaften Tiefblick auf den See.

Es geht nun immer weglos weiter Gipfel für Gipfel bis rüber zum Schneibstein.
Rauf und Runter, Rauf und Runter und die Höhenmeter summieren sich.
Der Windschartenkopf ist die letzte Erhebnung bevor es wieder auf den Weg der klassichen kleinen Reibn geht. Nur bin ich heute in der falschen Richtung unterwegs...
Es geht hinunter in die Windscharte und hier wartet wieder ein ordentlicher Trail darauf unter die Füße genommen zu werden. Ab hier kann man wenn man noch genug Kraft hat ganz gut bis zum Schneibstein dem nächsten Ziel hochlaufen.

Oben am Schneibstein angekommen, bin ich leider wieder mitten in den Wolken. Keine Sicht, kühl, also gleich weiter hinunter zum Stahlhaus.
Umso weiter man nach unten kommt umso besser wird auch die Sicht wieder. Das nächste Ziel, das Hohe Brettt ist schon in Sicht. Aber noch ist es ein gutes Stück bis zum Stahlhaus und der Weg ist hier nicht immer so gut zum laufen. Es geht über viele erdige, rutschige und von tausenden von Wanderschuhen rundgeschliffenen Steine nach unten und die Füße sind nun schon ziemlich müde. Bin ich seit dem Schneibstein doch schon 4 1/2 Stunden unterwegs. Doch der Trail wird um so weiter man nach unten kommt immer besser zum Laufen und mann muss es einfach krachen lassen, auch wenn die Oberschenkel schon ziemlich meckern. Auch weil sie zur Zeit einfach fast keine Höhenmeter gewohnt sind.

Nach etwas mehr als 5 Stunden bin ich am Stahlhaus und das Hohe Brett strahlt vor mir in der Sonne. Keinen Augenblick muss ich überlegen ob die Tour hier weitergeht, oder ob ich zum Parkplatz absteige. Auch wenn sich gleich ein paar Meter weiter im Aufstieg erste Muskelkrämpfe anbahnen. Keine Chance hier umzudrehen. Außerdem kenn ich mich schon ganz gut und weiß, dass nach ein paar Höhenmeter wieder alles ind Ordnung ist. So auch heute und es geht weiter hinauf aufs Brett.
Erst über etwas Geröll, dann durch eine teilweise versicherte steile Flanke und zum Schluss über große Platten geht es unschwierig hinauf auf den Gipfel.


Hier bin ich leider alles andere als allein. Aber das ist jetzt schon seit dem Schneibstein so und hab ich hier aber auch nicht anders erwartet. Das sind jetzt eben  die beliebten Aussichts/Wandergipfel.
Nun kann ich mich wieder entscheiden, steige ich über die Brettgabel ab zum Parkplatz oder laufe ich weiter in Richtung Göll.
Naja, da es da im Internet diesen Typen Namens Steve gibt, der sich hier oben auch ganz gut auskennt, hab ich ihn im Vorfeld um Tips zur Route gefragt und er meinte der Abstieg über die Brettgabel wäre ziemlich steil mit viel Schotter, also vermutlich nicht so toll zum Runterlaufen.
Also überlegt ich auch hier nicht lange und mache den längeren Weg in Richtung Alpeltalsteig, welcher unterhalb vom Göll beginnt.
Es geht also weiter in Richtung Roßen Achenkopf. Meist direkt am breiten Grat. Das ganze ist hier schon etwas alpiner, meistens aber unschwierig. Nur ein kurzes Stück welches aber gut seilversichert ist muss mal abgeklettert werden.


Der Weg quert nun unter dem Großen Archenkopf rüber zum Schlussaufstieg des Hohen Gölls.
Hier muss noch ein Schneefeld gequert werden, was aber auch kein Problem darstellt. Auch in Trailschuhe ist es leicht zu überqueren. Ein bisschen aufpassen darf man natürlich trotzdem.
Nach links würde es nun ins Alpeltal hinunter gehen. Ich steige natürlich nach rechts hinauf zum hohen Göll. Hier kommen mir auch wieder einige Leute entgegen. Viele davon sind über die Klettersteige von der Nordseite auf den Göll hochgestiegen.
Auf der Südseite ist der Anstieg um einiges leichter, aber dafür heißer. Durch viel loses Geröll kämpfe ich mich nach oben. Die Sonne brennt erbarmungslos auf mich herunter. Lange wollen meine Beine nicht mehr hochsteigen, aber es ist auch nicht mehr weit.
Nach etwa 20 Minuten ab der Scharte bin ich oben beim Kuchlerkreuz am Göll Vorgipfel sozusagen.
Nun sind es nur noch ein paar Meter rüber zum Hauptgipfel. Eine kleine Schneewechte muss noch unterhalb umgangen werden, dann ist es geschafft und ich stehe unterhalb des schönen Gipfelkreuzes.

Der Rundumblick am 2522m hohen Göll bleibt mir leider wie auf den anderen Gipfeln wieder verwehrt. Nur hin und wieder reißt die Wolkendecke kurz auf und ich kann zum Übergangsgrat vom Brett zurückblicken.
Zwecks mangelnder Aussicht, bleibe ich auch hier am Hohen Göll nur kurz und laufe gleich wieder runter zum Abzweig Alpeltalsteig.
Dieser Steig ist nun wirklich genial. Durch wunderschönes Karstgelände schlängelt sich der Steig über und zwichen den Felsplatten hindurch. Immer leichte Kraxelei unterbrochen von kurzen Trailabschnitten. Kaum loses Gestein. Einfach toll wenn man in Laufschuhen unterwegs ist.
Irgendwann zieht sich aber auch dieser Steig ziemlich in die Länge. Kurz geht es dann auch noch einen Gegenanstieg hinauf mit leichter Kraxeleinlage, bevor es dann entgültig nach unten zum Parkplatz geht.
Abstieg Apleltal

Geht jemanden zufällig ein Fahrwerk ab?



fast geschafft
Erst im untersten Teil sind ein paar kurze Geröllabschnitte, aber die stören nicht weiter und dann lässt es sich im Wald die letzten Kehren zum Parkplatz sogar nochmal richtig Gas geben bis ich nach nicht ganz 10 Stunden Lauf/Wander/Kraxelzeit und gesamt 11 Stunden seit dem Start am Morgen wieder zurück am Ausgangspunkt bin.

33,3km und 2900Höhenmeter sagen Navi und Laufuhr. Von Beginn weg eine  absolut geniale Rundtour, auf der es bis zum Schluss nie langweilig wurde, auch wenn die Beine dann schon ziemlich gemault haben. Aber sollen sie ruhig...

BERG HEIL



8 Kommentare:

  1. Tolle Tour! Die Gipfel, die Landschaft und dann die Begegnung mit dem Gemsbock. 33 km in dem Gelände sind auch wirklich ordentlich!

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    1. Ja war wirklich eine tolle Runde! Die 33km haben mir auch einen ordenlichen Muskelkater eingebracht. Aber egal, der geht wieder weg.
      Gruß Andi

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  2. Gratuliere Dir zu dieser tollen Leistung! Mich frisst der Neid, aber da kann ich leider nicht mithalten. Papa

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    1. Danke!
      Aber du musst ja auch nicht mithalten können. Rein in die Schuhe und im eigenen Tempo durchstarten! Hauptsache rauß!

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  3. Geile Tour Andi...alles richtig gemacht würde ich sagen.
    Super!
    Den Alpetal-Steig werde ich mir auch mal unter die Sohlen nehmen müssen. Da war ich bisher noch nie.
    Denke da in die kleine Variante deiner Tour: Alpetal-Göll-Brett-Jenner-Hinterbrand!

    Jetzt erst mal weiterhin viel Erfolg bei der Marathon-Vorbereitung.
    Geschadet hat diese Tour sicher nicht ;-)

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    1. Hi Steve!
      Die Runde war wirklich super. Besonders das weglose Hagengebirge ist genial.
      Das Alpeltal wird dir auch sicher gefallen!
      Die Marathonvorbereitung lauft im Moment leider nicht mehr so gut...

      Gruß Andi

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  4. Wow! Jetzt hast mich mehr als neidisch gemacht. Beim nächsten mal bin i dabei! Steinbocksichtung fehlt mir auch noch.....
    A Tour der Superlative. Mehr sag i nimma.....

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    1. Ja genau, nächstes mal zu zweit! Höllengebirge ist eh noch ausständig! Möchte ich dann im Herbst nachholen.
      Gruß Andi

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