Montag, 28. September 2020

Teufelshörner - Überschreitung vom Großen zum Kleinen, Berchtesgadener Alpen am 20.09.20

 


 

Vergangenen Sonntag ging´s auf die Teufelshörner tief drinnen in den Berchtesgadener Alpen. Schon sehr, sehr lange wollte ich diese Tour anpacken, aber irgendwie wusste ich nie so recht wie ich sie angehen sollte. Da die Teufelshörner so weit hinten drinnen liegen, gibt es eigentlich keinen kurzen Anstieg, wenn nicht eine Übernachtung oder das Boot über den Königssee zur Hilfe genommen wird. So haben wir, Herbert und ich, die Tour so geplant, dass wir nach hinten laufen/wandern und mit dem letzten Schiff wieder zurückfahren. Das sollte dann so etwa 30 Kilometer und um die 3000 Höhenmeter ergeben. Dazu hatten wir ein Zeitbudget von knapp mehr als 12,5 Stunden,  wenn wir um 5 Uhr starten und das letzte Schiff  um 17:40 erwischen wollen.

Wir starteten also um kurz vor 5 Uhr am Parkplatz am Königssee. Auf der Forststraße geht es hinauf zur Königsbergalm. Viel können wir noch nicht sehen, außer ein paar leuchtenden Augen der vielen Kühe am Wegesrand. Ab der Königsbergalm geht es dann aber ohne Stirnlampen weiter und dann wird es auch ganz schnell hell. An der Priesbergalm haben wir dann auch schon eine gute Sicht auf den Watzmann auf der anderen Seeseite und ab der Almhütte geht nun endlich die Forststraße in den Wanderweg über und es wird deutlich flacher. Hier kann man nun etwas Zeit gut machen, bevor es kurz darauf wieder steil über den Stiergraben rauf zum Seeleinsee geht. Hier weht ein kühler Wind herunter und wir freuen uns schon sehr auf die ersten wärmenden Sonnenstrahlen. Doch die werden vorerst noch durch den Kahlersberg verdeckt. So geht es leicht frierend hoch zum Hochgschirrsattel.


Watzmann im ersten Morgenlicht

An der Priesbergalm endet die Forststraße und der Trail beginnt

Rückblick Stiergraben

Seeleinsee

unterhalb vom Hochgschirrsattel

Blick vom Hochgschirr zum Fagstein, Brett, Windschartenkopf und Hochseeleinkopf

und nach Süden ins Steinerne Meer


 

Ab  dem Hochgschirrsattel kann man es aber nun wieder richtig krachen lassen. Es geht hinunter ins Landtal und weiter in die Röth zu Wasseralm. Sobald wir in den Wald kommen hört man nun auch immer wieder die Hirsche röhren. Das wird uns heute noch fast den ganzen Tag begleiten. Vom Hochgschirr, wo man sich schon fast auf 2000m befindet, laufen wir jetzt wieder weit hinunter auf fast 1200m, um dann wieder 150-200 Höhenmeter zur Wasseralm aufzusteigen. Und so sind wir, nach 4,5 Stunden an der Wasseralm angekommen, gerade erst einmal 800m über dem Ausgangspunkt, haben aber nun schon fast 17 Kilometer und 1600 Höhenmeter in den Beinen. Hier an der Wasseralm ist es komplett ruhig, kein Mensch ist zu sehen und überhaupt ist uns heute erst ein einziger Wanderer entgegen gekommen. Und das an einem Sonntag bei bestem Wanderwetter... Aber da das erste Schiff am Königsseesüdufer um diese Jahreszeit ja erst um 9:25 anlegt, dauert es wohl etwas bis die ersten Wanderer hier oben sind.

Abstieg über den Landtalsteig

Landtalsteig

es geht hinein in die Röth

unterwegs zur Wasseralm

Tiefblick zum Obersee und Königssee, aber noch gut im Nebel versteckt

Blick zum Funtenseetauern

angekommen an der Wasseralm in der Röth

an der Wasseralm tut sich noch nichts, niemand zu sehen

 

Nachdem wir unser Wasser an der Wasseralm wieder aufgefüllt haben, gehts auch gleich weiter in Richtung Teufelshörner. Durch eine recht urtümliche Landschaft geht es nur leicht ansteigend zur ehemaligen Göring Jagdhütte, wo sich die Weggabelung zum Gr. bzw. Kl. Teufelshorn befindet. Wir nehmen den auf´s Große und jetzt wird es auch wieder deutlich steiler. Man quert nun durch das Kar unterhalb der Teufelsnieder, um auf den steilen Rücken aufs Große Teufelshorn zu gelangen. Sehr steil schlängelt sich der Weg nun durch die Flanke nach oben. Ab und zu wird es etwas felsiger, aber nie schwierig und es gibt hier noch keine echten Kletterstellen. Die Aussicht wird jetzt dafür von Höhenmeter zu Höhenmeter besser und man ist ständig dazu verleitet stehen zu bleiben und den Blick über die hunderten Gipfel der Berchtesgadener schweifen zu lassen. Zum Schluss wird der Gipfelhang wieder etwas einfacher, bleibt aber bis ganz nach oben recht steil. Nach sechs Stunden Geh- bzw. Laufzeit stehen wir dann oben am höchsten Punkt des Hagengebirges.



weiter gehts zu den Teufelshörnern durch schönen Wald

und durch sehr wilde und urtümliche Landschaft

Blühnbachtörl und Schlosskopf

Zirbe bei der Querung zum Kar zwischen den Teufelshörnern

Teufelnieder, zwischen Großem (links) und Kleinem Teufelshorn

Die Ausblicke werden nun immer weiter

felsige Abschnitte am Rücken des Gr. Teufelshorn

Blick zurück zum Funtenseetauern, rechts unten gehts zur Wasseralm

der Weg schlängelt sich durch das Felsgewirr
steil geht es nach oben

dafür immer mit Top Aussicht

der Herbst ist da...

nach sechs Stunden Gehzeit am Gr. Teufelshorn

am Gr. Teufelhorn 2362m

Blick ins Steinerne Meer

zum Watzmann

und ins Hagengebirge

Nach einer Pause geht´s nun recht steil und schuttig vom Gr. Teufelshorn in die Teufelsnieder hinunter. Der Steig ist zwar nicht markiert, aber es sind deutliche Steigspuren zu erkennen, außerdem hat man eh nicht viele Möglichkeiten hier abzusteigen. Vom Abstiegsweg aus kann man auch schon sehr gut den weiteren Aufstieg auf´s Kl. Teufelshorn einsehen. Es wird nun etwas spannender. In erst leichter, dann schon etwas anspruchsvollerer Kletterei wir der erste Gratturm rechts durch eine kaminartige Rinne umgangen. Dann geht es über ein eher trittarmes steiles Wandel wieder direkt auf den Grat. Die Kletterstellen sind nur kurz und auch nicht sehr ausgesetzt, aber doch etwas luftig. Dafür sind der Fels und die wenigen Griffe recht gut. Trotzdem für mich gefühlt schon sehr an der Obergrenze des zweiten Klettergrades. Ist man dann wieder am Grat, bleibt man dort auch bis zum Schluss. Kurz etwas ausgesetzt, jetzt aber ohne Kletterschwierigkeiten ist man nach ein paar weiteren Minuten am Gipfel des Kl. Teufelshorn.

Teufelsnieder mit Kl. Teufelshorn

Abstieg in die Teufelsnieder

schroff baut sich das Kl. Teufelshorn vor uns auf

der erste Gratzapfen (Bildmitte) wird rechts durch den kleinen Kamin umgangen

im kurzen aber sehr schmalen Kamin

sieht viel brüchiger aus als es tatsächlich ist

über das kleine Wandl gehts auf den Grat


da darf ich mich ordentlich strecken

wenig Tritte, aber guter Fels

weiter auf den Grat

der Grat ist dann wieder einfach, wird aber kurz nochmal etwas luftig

Blick zurück zum Gr. Teufelshorn

am Grat kurz vorm Gipfel

Kleines Teufelshorn 2283m

 

Der Himmel zieht nun ganz leicht zu und über dem Hochkönig lassen sich schon Ansätze von Gewittertürmen erkennen Trotzdem noch kein Grund zur Eile und so genießen wir noch kurz die Herbstsonne, bevor wir über den einfachen aber sehr schönen Westgrat zum Blühnbachtörl absteigen. Der wohl niedrigste Übergang vom Blühnbachtal ins Hagengebirge bzw. das Steinerne Meer und damit auch genau die Grenze dieser beiden Gebirgsuntergruppen der Berchtesgadenern. Auf der anderen Seite des Törls befindet sich der Schlosskopf, auch ein kleiner 2000er Gipfel. Eigentlich hatte ich vor diesen eventuell noch mitzunehmen. Doch im direkten Anstieg wär das dann vermutlich eine Nummer zu Groß für uns geworden. Irgendwie kommt man da zwar über die Flanke oder die Rückseite zwar sicher auch einfacher hoch, aber das wäre dann vor allem zeitlich sicher ein nicht so kleiner Umweg gewesen. Wir sind zwar recht gut in der Zeit, aber den Gipfel sparen wir uns dann doch lieber für ein anderes mal und so geht es nun über den etwas zugewachsenen und nicht immer ganz leicht zu findenden Steig wieder zur Abzweigung an der ehemaligen Jagdhütte. Das Röhren der Hirsche, welches man sogar bis auf die Teufelshorngipfel gehört hat, wird nun wieder häufiger und wieder im Wald gelingt uns dann sogar eine Hirschsichtung. Für ein Foto war er dann aber leider zu schnell wieder weg. Dafür treffen wir dann noch auf ein sehr zames Murmeltier, welches uns bis auf einige Meter an sich heran lässt, bevor es in seinem Bau verschwindet. Schon immer wieder toll diese Tierwelt in den Berchtesgadenern! 💖

Rückblick zu beiden Gipfeln

Westgrat, einfach und schön abzusteigen


der Schlosskopf am Blühnbachtörl, von dieser Seite von uns nicht zu bezwingen

Abstieg in die Röth


kurz darauf war es weg...

Kurz darauf wieder an der Wasseralm angekommen, haben wir noch etwa dreieinhalb Stunden Zeit um bis nach Salet zur Schiffsanlegestelle abzusteigen und das letzte Schiff zu erreichen. Der Wegweiser an der Wasseralm gibt die selbe Zeit an. Wir sind also sehr gut in der Zeit und beginnen nun zu überlegen. Die Uhr zeigt "erst" 25 Kilometer an und noch deutlich unter 3000 Höhenmeter. Die Beine sind auch noch recht frisch, also entscheiden wir uns erst mal in Richtung Hochgschirr weiter zu laufen und erst bei der nächsten Möglichkeit zu entscheiden was wir machen. Aber insgeheim hab ich für mich schon entschieden, dass ich eigentlich viel lieber wieder zurück laufen würde als mit dem Schiff zu fahren. Und ich glaub dem Herbert ist´s genauso gegangen, außerdem sind auch seine Beine noch super, also gehts an der Abzweigung direkt vorbei in Richtung Hochgschirr ohne weiter über einen Abstieg nachzudenken. Vor dem letzten Anstieg im Wald füllen wir nochmal unsere Wasserreserven auf und begeben uns dann wieder in die warme Nachmittagssonne um die letzten 800 Höhenmeter anzugehen. Doch auch dieser Anstieg geht eigentlich noch sehr gut und ich kann es sogar noch richtig genießen und die umgebenden Felswände und Gipfel bestaunen und mich auf die nächsten Tourenziele (Hochsäul und co.) freuen. Leider spinnt im Anstieg dann meine Uhr etwas rum und mein GPS Track weicht hier etwas von der tatsächlichen Strecke ab, außerdem hat das Barometer ein paar Aussetzer und "stielt" mir hier fast 150 Höhenmeter im Aufstieg. Wieso auch immer...?? Am Hochgschirr machen wir noch eine kurze letzte Pause, bevor wir uns in den Stiergraben "stürzen". Naja, zumindest lässt sich der Weg ab hier wieder bis zum Schluss durchlaufen. Im Stiergraben zwar noch sehr technisch, danach bis zur Priesbergalm auf dem schönen Trail aber richtig flowig. Und zuletzt über die Forststraße vorbei an der Königsbachalm, vorbei an vielen Kühen und vorbei an mittlerweile recht vielen Wanderern bis hinunter zum Parkplatz am Königssee wo wir 12,5 Stunden zuvor gestartet sind.

Blick von der Wasseralm zu den Teufelhörnern und zum Schlosskopf


Tiefblick zum Obersee

wir steigen aber wieder auf

wieder im Anstieg zum Hochgschirr

Blick zum Hochsäul (glaube ich)

Hochgschirrsattel in Sicht

Rückblick, ging nochmal besser als erwartet

wieder am Hochgschirr, jetzt gehts nur noch bergab...

durch den Stiergraben...

flowig über die Priesbergalm...

über Forststraßen zur Königsbachalm

und wieder zurück im Königsseewahnsinn, der mich für einen Sonntag aber gar nicht erschreckt hat.

42,5km 3500hm

Hier gehts zum Stravatrack

BERG HEIL

und wieder zwei grüne Pins mehr auf der Karte. Jetzt muss man wirklich schon ganz genau hinschaun um noch rote zu finden...


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