Mittwoch, 2. November 2016

Großer Rotofenturm (1396m) über Berchtesgadener Rinne (UIAA III-), Lattengebirge, Berchtesgadener Alpen am 30.10.2016



Am Sonntag ging es wieder mal in die Berchtesgadener Alpen. Und zwar seit langer Zeit wieder mal ins Lattengebirge.
Unterwegs war ich ebenfalls seit langem wieder mal mit dem Papa und da wir eine Runde Klettern gehen wollten und der Papa aber noch nie eine "alpine" Klettertour gemacht hatte, war die Kletterei durch die Berchtesgadener Rinne auf den gr. Rotofenturm genau die richtige Tour.
Ein nicht allzulanger Zustieg, leichte Kletterei und für eine alpine Route eine sehr gute Absicherung - perfekt!

Die Tour startet am Wanderparkplatz in Hallthurm zwischen Bayerisch Gmain und Berchtesgaden und führt von dort zuerst in den Sattel zwischen den mittleren Rotofenturm und den kleinen und großen Rotofenturm. Zusammen ergeben diese Türme die "schlafende Hexe".  Jeder der von Berchtesgaden schon mal in Richtung Norden geschaut hat kennt sie natürlich. Vom Norden aus gesehen ist sie nicht ganz so schön, aber auch gut zu erkennen. Leider war der Nebel so hoch, bzw. die Wolken so tief dass ich von der Hexe diesmal gar kein schönes Foto knippsen konnte...

Der Zustieg erfolgt über einen schönen Wanderweg



toller Herbstwald

direkt unterm Rotofensattel -  kleiner und großer Rotofenturm

Vom Sattel führt der Zustieg zur Kletterroute dann über einen unmarkierten aber sehr gut ausgetretenen Steig um den kleinen Turm herum und dann über eine steile Wiese hinauf zur Rinne  zwischen kleinen und großen Turm.
Zustieg um den kleinen Rotofenturm herum

Südwand kleiner Rotofenturm

Rückblick kurz unterhalb der Berchtesgadener Rinne

fast am Einstieg

Hier wird angeseilt, oft wird die Tour aber auch seilfrei begangen.
Ziemlich schmal und steil sieht die Rinne von unten aus. Erweist sich dann aber als wesentlich einfacher zu klettern.
Erst wird die ersten paar Meter noch rechts der Rinne hochgeklettert um dann nach links in die Rinne zu klettern. Das ist dann mit einer III- auch schon die Schlüsselstelle.
Einstieg
Die ersten beiden Seillängen klettern wir in einem durch bis ganz rauf in die Scharte zwischen kleinem und großen Rotofenturm. Das funktioniert sogar auch mit einem 50m Seil, obwohl laut Topo die beiden ersten Seillängen mit je 30 Metern angegeben wären. Allerdings ist es insofern nicht ideal, da die Seilreibung doch schon sehr hoch wird, auch wenn man manche Expressen mit einer Bandschlinge verlängert. Der Stand in der Mitte der Rinne macht durchaus Sinn. Ansonsten ist die Rinne sehr leicht zu klettern. Meist um den 2. Grad. Ein paar Stellen sind etwas abgeschmiert und ein paar lockere Steine sonst aber ganz ok.
schon im oberen Teil der Rinne
In der Scharte angekommen hat man dann erstmal eine tolle Aussicht in Richtung Bad Reichenhall und Hochstaufen. Diesmal eher nur zum Hochstaufen, alles andere liegt im Nebel.
Mittlerer Rotofenturm oder Signalkopf oder Hexenbusen, rechts der Hochstaufen
Eine wirklich tolle Stimmung ist das hier heroben. Immer wieder ziehen die Nebelfelder hoch und ab und an zeigt sich auch mal die Sonne und lässt den Herbstwald in allen Farben erleuchten!
Von der Scharte aus geht es nun nach rechts weiter. Erst direkt über einen kurzen Aufschwung im zweiten Grad, dann wieder etwas leichter und schon ist man am dritten (in unserem Fall am zweiten Stand). Von hier aus wird später abgeseilt.
kurzer Steillaufschwung nach der Scharte
In der nächsten Seillänge geht es dann noch etwas leichter im unteren zweiten und ersten Grad über den Grat und man ist auch sogleich am Stand zur letzten Seillänge.
vorne Hexenkinn (kleiner Rotofenturm) rechts Hexenbusen

Tiefblick vom Grat zur Scharte

Hochstaufen
In der letzten Seillänge kommt dann nochmals ein letzter steilerer Aufschwung. Für mich war das eigentlich die Schlüsselstelle. Hier etwa 3- Genau hier wurde ich dann auch vom Philipp Reiter überholt. Der war aber etwas schneller unterwegs als wir :-) Der Philipp ist aber auch nicht raufgeklettert sondern eher raufgehüpft...Hat mich schon ein klein bisschen beeindruckt :-)
Nachdem ich dann oben war, ist er mir dann auch schon bald wieder vom Gipfel entgegen gekommen und nach einem kurzen Pläuschchen ist er die 3- Stelle auch ebenso schnell wieder runtergehüpft und war auch schon wieder fort...


bald 20 Jahr alt und lange nicht voll

Watzmann und Hochkalter

Lattengebirge

Da die Tage aber jetzt auch schon wieder sehr schnell kürzer werden sind wir dann auch nicht lange oben geblieben und haben uns an den Abstieg begeben.
Also über den Gipfelaufschwung wieder abgeklettert, hier könnte man vom letzten Stand, welcher allerdings aus nur einem Bohrhaken besteht, auch wieder abseilen und über den kurzen Grat zurück zur Abseilstelle (erster Stand nach der Scharte).
zurück über den Grat

Herbst

abklettern

von diesem Stand wird zum Baum abgeseilt
Hier hab ich dem Papa erstmal gezeigt wie man richtig abseilt (so weit ich es halt selbst als richtig empfinde :-) und dann gings von hier zum nächsten Abseilstand an einem Baum etwas nach links im steilen Grashang. Den Baum mit Schlinge kann man übrigens aus dem Sattel gut einsehen. Ist aber vom Abseilstand eh der einzige infragekommende Baum.
Der Stand am Baum ist etwas klein und ziemlich steil, aber das geht schon. Von hier seilt man dann wieder direkt in die Rinne zum ersten Standplatz ab und anschließend weiter bis ganz nach unten zum Einstieg. Das funktioniert alles wunderbar mit einem 50 Meter Seil.
Abseilstand am Baum

wieder am Stand in der Rinne
Durch die Rinne war  dann etwas Vorsicht geboten keine Steine abzulassen, da am Einstieg bereits eine weitere Seilschaft  am Losklettern war.
und wieder runter zum Einstieg
Wieder zurück am Sattel zwischen kleinem und mittlerem Rotofenturm, haben wir noch kurz überlegt auch diesem noch einen schnellen Besuch abzustatten, uns dann aufgrund der Uhrzeit aber doch dagegen entschieden. Der wird dann beim nächsten mal mitgenommen...
Nachdem wir noch den Einstieg der Westwandroute auf den kleinen Rotofenturm inspiziert haben (scheint von unten aus gesehen gar nicht so schlecht abgesichert zu sein) gings dann über den Aufstiegsweg durch den schönen Herbstwald wieder zurück zum Parkplatz.
Die Tourenhöhe war gut gewählt. Zwischen Nebel und Wolken

Rückblick. In der Scharte einer der Kletterer die nach uns hoch sein

Herbst :-)


Insgesamt eine sehr schöne, relativ leichte und gut abgesicherte Klettertour, die durchaus für Alpinkletteranfänger geeignet ist, sofern man Sicherungs- und Abseiltechniken beherrscht. Die schwierigste Stelle war für mich die Abkletterei am Schlussaufschwung, aber die könnte man ja ebenfalls abseilen. Neben den gebohrten Ständen sind etliche Normalhaken in der Route. Welche eigentlich gar nicht alle erforderlich wären. Der letzte Standplatz hat nur einen Bohrhaken. Eventuell zusätzlich an Felsköpfel sichern.
Ein sehr gutes Topo zur Route inklusive der Abseilstände gibt es im Kletterführer "Klettern im leichten Fels" vom Alpinverlag Jentzsch-Rabl.
Insgesamt hat die Tour etwa 800hm und etwa 130 Klettermeter.


BERG HEIL



6 Kommentare:

  1. Geniale Bilder!

    RELATIV leichte Klettertour, mir wird bei dem Anblick ganz schwindelig :-)

    Ich hatte es vor einiger Zeit schon mal erwähnt: Ich beneide Dich um das gemeinsame Erleben mit Deinem Vater.

    VGV

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    1. Hi Volker!
      Ach die Tour ist wirklich nicht sehr schwierig und auch so gut wie gar nicht ausgesetzt. Mit Seilsicherung gar nicht wild. Ohne sollte man sich natürlich keinen Fehler erlauben.
      Das war in diesem Jahr tatsächlich erst die erste Tour mit dem Papa. Ist sich irgendwie nicht öfters ausgegangen. Ist schon schön! Mal schaun ob mich später mein Kleiner auch in die Berge mitnimmt. Aber erst müssen wir mal ein paar Opa, Papa, Enkerl touren machen. Auf die freu ich mich schon besonders :-)
      Gruß in den Norden!

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  2. Wow, eine tolle Tour habt ihr da hingelegt...und geniale Bilder mitgebracht.

    Mit Seil könnte ich mir das gut vorstellen, aber ohne auf keinen Fall. Das ist mir eindeutig zu viel Luft unter dem Hintern. ;-)

    Die Stimmung dort oben ist bestimmt grandios und der Ausblick sieht echt gigantisch aus...
    ...alles richtig gemacht würde ich sagen!

    Viele Grüße

    Steve

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    1. Hey Steve!
      Ohne Seil würd ich die Tour auch eher weniger gern machen. Obwohl schwierig ist sie nicht, aber man weiß ja nie...
      Außerdem ist die Tour ja bestens zum Abseilen eingerichtet, also wieso auch nicht mit Seil hochklettern. Klar ist man deutlich langsamer unterwegs wenn man sichert, aber dafür hat man dann mehr Zeit den Herbst zu genießen :-) Und die Stimmung war tatsächlich ziemlich genial m Sonntag, auch wenn etwas mehr Sonne natürlich auch nicht geschadet hätte!
      Gruß ins BGL
      Andi

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  3. Wow, echt geile Stimmung erwischt! Jetzt geht's dahin mitn Klettern. Vielleicht geht sich ja heuer noch was aus? Meinereiner hat sich am Dienstag im Kobernaußerwald verlaufen. (kein GPS...).
    3 Stunden war i dann unterwegs - aber geil wars!
    Bis bald! Herbert

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    1. Hi Herbert!
      Stimmt die Stimmung war wirklich super! War eine leichte aber recht schöne Klettertour!
      Wär schon cool wenn sich noch was ausgehen würde heuer!
      Im Kobernaußerwald verlaufen. Haha, dass kann ich mir wirklich gut vorstellen, dass das nur allzu leicht passiert ☺
      Gruß Andi

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