Mit dem Schneibstein Ostgrat stand wieder mal eine Tour am Programm die ich schon lange mal gehen wollte. Jetzt hat es endlich geklappt. Gemeinsam mit dem Herbert ging es also nach Golling ins Bluntautal im Hagengebirge.
Ausgangspunkt der Tour ist der Bärenwirt mit Wanderparkplatz am Ende der Fahrstraße.
Wir folgen zuerst der Torrener Ache, welche ziemlich viel Wasser führt. Tja, es hat eben eine ganze Menge geregnet in den letzten Tagen, für heute soll das Wetter aber gut werden und letzte Wolken und Niederschläge sollen sich schon am Vormittag verziehen. So zumindest die sehr wechselhafte Wettervorhersage der letzten Tage.
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entlang der gut gefüllten Torrener Ache
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Zu Beginn ist es noch sehr nebelig und alles ist nass und tropft. Kurz bevor wir zum Bluntauwasserfall kommen, zweigt unser Weg aber nach links ab und wir verlassen das Bluntautal, welches hoch zum Torrener Joch und zum Stahlhaus führt. Unser Weg geht nach Süden in Richtung Tristkopf und Schlumtal. Genau zwichen dem Schlumtal und dem Bluntautal zieht dann der Grat zum Schneibstein hoch.
Wir steigen weiter den sehr rutschigen Steig nach oben und bei einer Höhe von etwa 1330m kommt nun ein mit einem Steinmann gekennzeichneter Abzweig den man nicht übersehen darf. Hier geht es über Steigspuren nach rechts ins Gebüsch. Ein paar Steinmandel markieren den Weg, der aber nicht immer sofort erkennbar ist. Man muss ab und zu schon etwas suchen. Durch einen kleinen Durchschlupf überwindet man die ersten Felsen, dann kommen wir in einen Graben, der nun nordseitig der Rotwand (der Ausläufer des Ostgrates) zur Rotwandalm empor zieht. Hier führt der Steig immer auf der rechten Seite des Grabens nach oben, dieser ist jetzt aber ohnehin wieder deutlicher zu erkennen und die Wegfindung bis zur Rotwandalm ist kein Problem.
An der Rotwandalm kommen wir gleich im unteren Bereich des Almgeländes zu den Überresten der Rotwandalmhütte. Wir überqueren die Almwiese und halten uns nach links oben. Steigspuren finden wir hier keine mehr, oder sind uns zumindest nie sicher, ob die nun von Menschen oder Gämsen sind, aber der weitere Weg ist eigentlich durch das Gelände vorgegeben. Es geht in einem Linksbogen in Richtung Grat. Zuletzt über eine steile Wiese zur Einsattelung zwischen Rotwandkopf und Schneibsteingrat. Normalerweise sollte man das ganz gut erkennen, nur leider ist die Sicht alles andere als gut und im Aufstieg über die Wiese beginnt es zu nieseln. Am oberen Ende probieren wir erst ein paar Latschendurchschlupfe bis wir den richtigen finden. Man sollte sich hier ziemlich weit rechts ans obere Ende der Wiese orientieren. Weiter links gehts hinter den Latschen nämlich senkrecht ins Schlumtal hinunter.
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am Weg zur Rotwandalm
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auf der Rotwandalm, bei den Bäumen in etwa der Bildmitte geht es nach links weg
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der Nebel macht die Orientierung etwas schwieriger
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am Grat angelangt regnet es, die Sicht ist sehr eingeschränkt
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Als wir den Grat und nun auch wieder deutliche Steigspuren gefunden haben, ist aus dem Niesel nun auch ein ordentlicher Regen geworden. Die Sicht ist sehr bescheiden und alles ist nass und rutschig. Also ideale Bedingungen für den Grat... Die düstere Stimmung macht das Ganze auch nicht gerade einladender und zu Beginn sind wir doch mit einem etwas komischen Gefühl unterwegs.
Es heißt also, sich hier sehr vorsichtig zu Bewegen, denn der Grat ist hier doch schärfer als wir uns das eigentlich gedacht hatten. Immer wieder sind auch kleine leichte Kletterstellen dabei. Im trockenen Zustand sicher nicht schwieriger als der erste Grad, aber bei diesen Verhältnissen wird es doch gleich etwas anspruchsvoller. Oft sind wir auf deutlichen Steigspuren unterwegs und finden auch immer wieder mal ein Steinmandl, ab und zu ist der Weiterweg dann aber doch nicht so offensichtlich. Immer wieder mal weicht der Weg dem Grat nach rechts aus, um dann wieder direkt auf diesen zurück zu führen. Mit ein bisschen Suchen findet man den Weg dann aber schon ganz gut. Irgendwann hört es auch wieder auf zu regnen und der Himmel wird endlich heller und tatsächlich lässt sich dann auch mal die Sonne blicken, was uns eine richtig tolle Stimmung am Grat beschert.
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am Grat, schlechte Sicht, aber die Richtung ist ja vorgegeben
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zum Schlumtal fällt die Schneid steil ab
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untergwegs am Grat, auch mal etwas breiter
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rechts gehts rauf, eine der kleinen Kletterstellen
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im nassen Gelände ist Konzentration gefragt
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am Grat
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Blick zurück
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schön langsam will doch die Sonne rauskommen
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Zu letzt geht es nochmal durch eine Rinne, bzw. schon fast einen Kamin, über eine kurze Steilstufe von der Flanke zurück auf den Grat. Das ist dann wohl die klettertechnische Schlüsselstelle der Tour. Etwas brüchig, aber da es mittlerweile schon etwas aufgetrocknet hat auch nicht wirklich schwierig. Höchstens der untere zweite Klettergrad. Danach kommen wir auf den breiten Rücken des Ostgrates und haben somit die Schwierigkeiten der Tour gemeistert. Kurz darauf stehen wir am Schneibstein Ostgipfel. Jetzt sogar mit ein paar Sonnenstrahlen.
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die letzte Kletterstelle vorm Ostgipfel
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Blick zurück
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Schneibstein Ostgipfel 2098m
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Herbert und ich am Ostgipfel
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Schneibstein Ostgipfel
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Der weitere Weg rüber zum Schneibstein Hauptgipfel ist nun eine einfache Wanderung. Steigspuren findet man hier zwar keine mehr, aber man folgt einfach weglos dem Bergrücken.
Kurz nach dem Ostgipfel dürfen wir dann auch mit ein paar Steinböcken und einer Schlange Bekanntschaft machen. Nur ein paar der unzähligen Tiersichtungen an diesem Tag. Nach etwa einer Stunde Wandern sind wir dann am Schneibstein, jetzt wieder komplett in dichte Wolken gehüllt. Wir machen trotzdem eine kurze Pause und genießen die "nicht Aussicht".
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Blick zurück zum Ostgipfel
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Stoabok
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am breiten Grat rüber zum Schneibstein
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bei Schönwetter gibts von denen deutlich mehr zu sehen
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Schneibstein 2276m mit Blick zum ... (Göll)
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Hier am Schneibstein ist wie erwartet etwas mehr los. Waren wir bisher absolut alleine unterwegs, tummeln sich hier am Weg der kleinen Reibn schon einige Wanderer trotz des nicht so schönen Wetters. Wie das halt so ist auf den Hauptwegen um Berchtesgaden. Wir folgen auch kurz der Reibn in Richtung Süden. Bevor es aber an der Windscharte hinunter ins Schlummtal geht, machen wir noch einen kurzen Abstecher, erst auf den Reinersberg, dann auf den Windschartenkopf. Den Reinersberg können wir auf Grund des Nebels zuerst nur erahnen, doch dann reißt es etwas auf und wir gehen weglos zu diesem kleinen Nebengipfel, und somit kann ich auch diesen in meiner 2000er Statistik der Berchtesgadener abhaken.
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vom Schneibstein zum Reinersberg
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Aufstieg Reinersberg
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Gipfelfoto Reinersberg 2171m
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Abstieg Reinersberg
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am Windschartenkopf 2211m
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Blick vom Windschartenkopf über den Hochseeleinkopf zum Kahlersberg...
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... und zum Schneibstein mit dem Ostgrat. Unten die Windscharte, rechts runter gehts ins Schlumtal
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Für den Abstecher zum Reinersberg und den etwas lohnenswerteren Windschartenkopf brauchen wir ab dem Schneibstein knapp eine dreiviertel Stunde. Jetzt geht es aber hinunter ins Schlumtal, welches von hier oben schon richtig lang aussieht.
Gleich zu Beginn müssen wir noch direkt unter der Windscharte ein erstes Schneefeld umklettern, welches zu steil ist um dieses direkt zu überwinden. Dann, etwas weiter unten, können wir ein weiteres auch recht steiles Schneefeld aber gut abfahren und so machen wir schnell ordentlich Höhenmeter nach unten gut und sind bald in mitten einer grünen und blühenden Bergsommerlandschaft.
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Abstieg ins Schlumtal
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kurze versicherte Stelle
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Abfahrt über ein großes steiles Schneefeld, ging aber sehr gut
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Stoabok
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unsere Abfahrtsspuren
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das große Schneefeld unter der Schlumkopf Westwand
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Jezt geht es lange, lange, lange, kaum ohne an Höhenmeter zu verlieren durch das Schlumtal. Gefühlt bewegen wir uns eine Ewigkeit immer um 1500m. Aber die Landschaft ist hier so wunderbar schön und einsam, dass es eine ware Freude ist hier entlang zu wandern. Man kommt sich hier vor wie in einer seit Ewigkeiten vom Menschen verlassenen Welt. Murmeltiere pfeiffen und warnen sich gegenseitig vor uns Eindringlingen. Ein Steinbock und Gemsen flüchten über die Geröllhalden und natürlich scheint jetzt auch die Sonne. Aus dem morgentlichen Regentag wurde ein wunderschöner Sommertag. Links von uns wird das Schlummtal durch die hohen Abbrüche des Ostgrates begrenzt, rechts befinden sich die Abbrüche zur endlosen Hochfläche des Hagengebirges.
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im Schlumtal
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im Schlumtal, mittig das Brenneteck
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verfallene Hinterschlumalm mit Brenneteck links und Schneibsteingrat rechts
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im Schlumtal |
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im Schlumtal
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Blick zurück
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an Jager in einem der vielen Jagerstände aufgschreckt
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Irgendwann öffnet sich das Schlumtal dann aber doch und wir kommen zu einer Abzweigung. Nach rechts könnte man nun Richtung Tristkopf und Verbundweg, welcher quer über das Hagengebirge führt abzweigen, gerade aus geht es zum Vorderschlumsee, welcher uns auch ans Ziel bringen würde und links haltend geht es direkt unter den Abstürzen der Rotwand wieder zu unserem Ausgangpunkt zurück. Da der linke Weg der zeitlich kürzeste ist wählen wir diesen, denn schon langsam werden die Beine doch etwas schwer.
Somit führt uns der Steig gleich mal wieder ein paar Höhenmeter nach oben und wir sind somit immer noch auf gut 1400m Höhe. Nach einigen etwas ausgesetzteren Stellen, geht es nun wieder in den Wald und wir kommen bald zur Abzweigung mit dem Steinmann von heute Morgen. Der Weg wird nun wieder ordentlich rutschig und nun machen wir auch endlich mal ordentlich Höhenmeter nach unten. Im Abstieg sind wir jetzt vermutlich nicht viel schneller als im Ausstieg, da es wirklich sehr rutschig und ungut zu steigen ist. Aber dafür ist der Weg alles andere als langweilig und irgendwann haben wir dann auch diesen Steilabstieg gemeistert und kommen wieder an der Torrener Ache und kurz darauf beim Bärenwirt an.
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an der Wegkreuzung
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der Weg führt unter der Rotwand hinweg
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Blick rüber zum Tristkopf
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Blick ins Bluntautal mit der Torrener Ache und unserem Ausgangspunkt beim Bärenwirt
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unterhalb einer der letzten Steilstufen
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Bluntauwasserfall
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Torrener Ache
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Nach 21,5 Kilometern und 2234 Höhenmetern geht eine absolut lohnenswerte Runde zu Ende.
Am Ostgrat und am Schlumsteig Einsamkeit pur, sieht man mal von den Kröten, dem Frosch, den Alpensalamandern, den Steinböcken, der Schlange, den Gämsen und den Murmeltieren ab.
Lediglich das Wetter war etwas herausfordernd, denn geregnet hat es wirklich nur genau in dem Bereich, wo die größten technischen Schwierigkeiten aufwarten. Aber so wurde es halt etwas spannender und die Stimmung am Grat war dafür außerordentlich schön.
BERG HEIL
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