Montag, 19. September 2016

Wachaumarathon am 18.09.2016


Nachdem ich mich nun 12 Wochen auf den Wachaumarathon mehr oder weniger gut vorbereitet hatte ging es gestern nun endlich in die Wachau.

Nach reichlich wenig Schlaf war um halb fünf Abfahrt. Der Start war zwar erst um 10 Uhr, aber ich musste ja erst noch die Startunterlagen in Krems bei der Marathonmesse abholen und dann um 8:20 beim Busbahnhof sein um mit dem Shuttlebus zum Start nach Emmersdorf chauffiert zu werden.
Da ich nicht wusste wie sich das Ganze in Krems mit der Parksituation gestalten würde, was dann aber überhaupt kein Problem war, stand ich bereits um etwa 7 Uhr an der Startnummernausgabe. Auch hier war alles noch komplett ruhig und ungestresst.
Kurz hab ich mir noch den Zielbereich angeschaut, hab dann gemütlich meinen Kleiderbeutel am Auto zusammengepackt und bin zum Bahnhof geschlendert von wo ich mit dem Bus pünktlich um viertel nach acht mit ein paar tausend anderen Läufern zu den Startorten gebracht wurde.
Wobei über die volle Marathondistanz lediglich etwa 550 Einzelstarter und etwa 130 Staffeln starteten.
Im Vorfeld hatte ich nach diesem heißen Sommer befürchtet, dass es auch am Marathontag zu heiß werden könnte, aber das Wetter war gestern ziemlich ideal mit ca. 15° und bedecktem Himmel, zudem leichter Wind von Westen, also Rückenwind :-)
Lange hatte ich überlegt mit welchem Tempo ich den Lauf angehen sollte und habe mir dann eine Pace von etwa 4:25 vorgenommen. Sollte es zu schnell werden würde ich das auf den ersten Kilometern korrigieren, sollte es gut laufen wollte ich ab der Halbmarathondistanz etwas Gas geben.

Beim Start stelle ich mich dann etwa in der 4. Reihe auf, was auch ganz gut zum angestrebten Tempo passen sollte (zumindest nach der Ergebnisliste vom letzten Jahr). Ich komme gut weg und es ist auch kein Gedrängel. Beim Marathon ist das ja nicht ganz so hektisch wie bei den kürzeren Läufen.
Das Tempo ist aber von Beginn an ziemlich hoch und ich versuche mich nicht zu viel davon anstecken zu lassen. Leider klappt das dann aber nicht so ganz und der erste Kilometer ist auch schon in 4:08 vorbei. Es fühlt sich aber trotzdem sehr locker an, was aber wohl an der Aufregung und eben der ganzen Startsituation liegt.
Trotzdem nehme ich gleich etwas Tempo raus. Vor mir läuft die erste Frau und auch sie zügelt das Tempo. Ich denke das könnte ganz gut passen und ich häng mich an sie und ihren Laufpartner/ (Tempomacher?) ran. Der zweite Kilometer ist immer noch zu schnell mit 4:18. Aber auch die anderen um mich herum werden noch langsamer, also erstmal bei den Mitläufern bleiben. Schon jetzt ist das Feld ziemlich spärlich  - aber besser als Gedränge. Die ersten drei Kilometer werden bis zu einem Wendepunkt Flussaufwärts der Donau gelaufen, dann geht es Flussbwärts bis nach Krems, immer auf der Bundesstraße, immer gerade aus.
Kilometer drei und vier laufe ich dann beide in 4:20. Das Laufen fühlt sich gut und unangestrengt an aber ich weiß eigentlich, dass es vermutlich trotzdem zu schnell ist. Trotzdem sind auch der 5. und 6. Kilometer sogar noch etws schneller mit 4:13 und 4:18. Aber es läuft sich so leicht...jedoch liegt mein Puls bei knapp unter 85% und auch das ist zum jetzigen Zeitpunkt sicher etwas zu hoch. Nach diesen fünf Kilometern bin ich auch nur um 10 Sekunden hinter einem 3 Stundentempo.
Das kann so nicht gut gehen...irgendwo hier stellt sich dann auch heraus, dass die erste Frau, neben der auch der Radfahrer mit dem Schild "erste Frau" fährt, eigentlich nur die erste Staffelläuferin ist. Als dem Radfahrer das klar wird, bzw. er darüber informiert wird, lässt er sich zurückfallen, allerdings eh nur ein paar Meter zu tatsächlichen ersten Einzelstarterin. Ich tu es im gleich und laufe nun endlich im eigentlich geplanten Tempo.
Die nächsten Kilometer sind bis auf einen halbwegs gleichmäßig. 4:25, 4:17 (ich denke es ging kurz bergab), 4:23, 4:26 (Durchgangszeit bei Kilometer 10 - 43:11), 4:26, 4:24, 4:25.
Ungefähr zu diesem Zeitpunkt merke ich, dass die hintere Oberschenkelmuskulatur doch schon ziemlich zieht, was ja auch im Training immer wieder ein Problem war. Aber bis jetzt lief es trotzdem ganz gut.
Der 14. Kilometer ist dann noch einen Ticken langsamer mit 4:30 und ich überlege, ob es an einer kleinen Steigung lag, welche es hier allerdings kaum gibt, im Training würde man die Steigungen wohl gar nicht wahrnehmen, oder ob die Läuferin, welche immer mal neben mir, mal bis zu 10 Meter vor mir läuft doch etwas langsamer geworden ist.
Auch die nächsten Kilometer sind auf dem selben Niveau. 4:29, 4:27, 4:32.
Jetzt merke ich es allerdings ganz plötzlich. Es wird immer schwieriger dieses Tempo zu halten. Auch der Frau vor mir, welche jetzt allerdings schon länger nicht mehr die erste im Rennen ist,  geht es scheinbar ähnlich, denn auch sie wird langsamer. 4:35, 4:34, 4:33, 4:32
Ich komme nach Spitz. Halbmarathon in 1:33:08.
Hier in Spitz wird es ein bisschen kurzweilger, da hier einer der Staffelübergaben ist und es auch etwas mehr Zuschauer gibt.
Ich rechne hoch. Wenn ich jetzt im selben Tempo, also 4:34, weiterlaufe müsste sich eine 3:10 ausgehen. Aber eigentlich ist das Rennen zu diesem Zeitpunkt gelaufen und ich bin mir dem auch bewusst. Ich bin einfach viel zu schnell gestartet und wollte es aber leider nicht wahrhaben. Trotzdem läuft der nächste Kilometer wieder etwas schneller mit 4:30.
Von Beginn an habe ich jede Verpflegungsstelle mitgenommen, bei Kilometer 10 und beim Halbmarathon ein Gel reingedrückt, bei Kilometer 15 ein paar Salztabletten. Immer ein bis zwei Becher Wasser oder Iso. Das Wetter ist noch immer super. Bewölkt, hin und wieder ein paar Regentropfen, mittlerweile zwar zwei bis drei Grad wärmer als am Start und vielleicht ein bisschen zu hohe Luftfeuchtigkeit, aber eigentlich ziemlich gutes Laufwetter.
Und trotzdem - es wird immer härter.
Die hintere Oberschenkelmuskulatur hat sich zwar erfreulicherweise wieder beruhig und ist mittlerweile sehr unauffällig, dafür werden die Beine schwer und auch der untere Rücken schmerzt etwas. Die nächsten Kilometer 23-28 in 4:34, 4:37, 4:39, 4:45, 4:47, 4:46.
Kilometertafel um Kilometertafel wird es schwieriger. Links und rechts der Strecke ist die Landschaft zwar wunderschön anzusehen, aber die Strecke selbst ist eben Bundesstraße und die kann sich extrem ziehen wenn es hart wird. Immer flach, immer fast nur gerade aus. Meine "Mitläuferin" ist irgendwann mal zurückgefallen. Ich werde immer langsamer, wurde aber bis jetzt trotzdem nicht allzu oft überholt. Hier liege ich noch auf Rang 52, zwei Frauen sind vor mir (sehe ich später in der Laufstatistik). Aber die Energie ist weg. Die Beine schmerzen. Das Tempo sinkt deutlich.
Für Kilometer 29 und 30 brauche ich schon jeweils 5 Minuten und ich gehe an der Verpflegungsstelle zum ersten mal ein paar Meter. Hier ist wieder eine Staffelübergabe und es wird eine kurze zusätzliche Schleife von ein paar hundert Metern gelaufen. Ich laufe den anderen Läufern kurz entgegen und das macht mich zu diesem Zeitpunkt auch im Kopf ziemlich fertig. Nach der Wende sehe ich wieder die Läuferin von vorhin. Auch ihr geht es scheinbar nicht viel besser. Und auch einige andere Läufer scheinen bereits sehr zu leiden. Wie wäre das nur bei einem Hitzerennen...
Mittlerweile rechne ich auch schon fast nicht mehr mit einer Zeit von 3:15 Stunden, das wäre ein 4:37er Schnitt, obwohl ich nach 30 Kilometern noch immer bei einem 4:31 Schnitt liege. Aber mir ist klar, dass ich jetzt keinen Kilometer unter 5 Minuten schaffen werde, es geht einfach nicht mehr.
Nicht umsonst wird beim Marathon von den ersten 30 und den zweite 12 Kilometeren gesprochen.
Und so geht es immer langsamer weiter. 5:11, 5:10, 5:32, 5:46, 5:42, an den Verpflegungsstellen gehe ich jedesmal und jedesmal ein Stück weiter.
Bei Kilometer 36 dann der erste Kilometer über 6 Minuten.
Bei Kilometer 37 ist es ganz vorbei. Ich gehe ein paar Minuten. Die Waden ziehen fast bis zur Unerträglichkeit, die Oberschenkel krampfen leicht, ich habe kaum noch Kraft um zu laufen.
Trotzdem trabe ich immer wieder an bis sich wieder ein Krampf ankündigt.
Kilometer 38 in 7:35
Endlich komme ich nach Krems. Aber ich weiß, dass man hier nochmal eine weitere Schleife laufen oder in meinem Fall auch gehen muss. Aber es hilft ja nichts. Jetzt kann ich das auch zu Ende bringen auch wenn man bei Kilometer 40 direkt am Ziel vorbeiläuft.
Kilometer 39 in 7:20
Kilometer 40 in 7 Minuten
Meine "Mitläuferin" kommt mir auf der Gegengeraden entgegen. Irgendwo hatte sie mich wieder überholt. Sie hat auf der zweiten Hälfte zwar auch ordentlich verloren, hat aber immerhin noch eine 3:22 ins Ziel gebracht.
Ich laufe wieder an, nur damit es wenigstens ein bisschen schneller vorbei ist.
Kilometer 41 in 6:51
Dann die Wende und der letzte Kilometer. Hier sind natürlich etwas mehr Zuschauer und es kommt zumindest ein klein wenig Euphorie auf. Es ist fast geschafft. Die letzten 100 Meter. Ich trabe ins Ziel und lasse mir die Medaille umhängen. Geschafft, Vorbei, ....3:33:36

Knapp über zwei Stunden habe ich für die zweite Hälfte benötigt. Ein Tempo, dass ich gewöhnlich in jedem Training locker laufen kann. Und trotzdem waren das mit Sicherheit die härtesten 21km die ich jemals gelaufen bin.
Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass ein schneller Halbmarathon im Frühjahr, der rein rechnerisch ja sogar für eine Zeit von unter 3 Stunden stehen könnte eine Garantie für rein gar nichts ist. Nicht mal dafür, meine Marathonbestzeit, die jetzt noch immer bei 3:29 liegt zu unterbieten. Natürlich dürfte das bei einem defensiveren Start grundsätzlich kein Problem sein und so bin ich irgendwie auch froh, dass ich heute über dieser Zeit geblieben bin. Die Bestzeit will man ja in schöner Erinnerung behalten.
Im Nachhinein gesehen, lag das Scheitern und der erhebliche Einbruch gestern zum einen eben klar an dem viel zu hohen Anfangstempo, zum anderen aber Sicherlich auch an der Unterbrechung im Training und der insgesamt einfach zu wenigen Trainingskilometern. Die anderen Faktoren wie etwas wenig Schlaf , ganz leichte Kopfschmerzen vor dem Rennen, die Probleme mit der hinteren Oberschenkelmuskulatur (bzw. wie sich mittlerweile ja herausgestellt hatte liegt es am Ischiasnerv) sehe ich eher weniger als entscheidend an.
Ein weiterer Punkt könnten auch die langen Läufe im Training sein. Ein paar mehr hätten vermutlich nicht geschadet, aber vor allem bin ich diese Langen zum Großteil im Wald immer auf welligem Terrain unterwegs gewesen. Die Probleme mit der Muskulatur könnten somit durchaus auch darauf zurückzuführen sein, dass ich schlicht weg einfach diese eintönige Asphalttreterei für  die Marathondistanz zu wenig trainiert hatte. Aber wer weiß das schon so genau...

Es ist zwar jetzt schade, dass das Training, welches in diesem schwülheißen Sommer nun wirklich nicht immer eine Freude war im Endeffekt alles andere als zu einem positiven Ausgang geführt hat, aber es kann nun mal nicht jeder Lauf gut sein und man kann nicht immer eine Bestzeit laufen.
Also Lauf abhaken und wieder rein in die Laufschuhe. Also dann, wenn ich wieder normal gehen kann...
Und auch wenn man in diesen Momenten zwischen Kilometer 35 und 42, wenn einem fast die Tränen kommen, und da mein ich jetzt nicht vor Freude fast im Ziel zu sein, glaubt sich so was sicher nicht nochmal antun zu wollen, irgendwann ist es dann doch geschafft und es dauert nicht lange und die nächsten Pläne werden geschmiedet :-)
Also das Ziel unter drei Stunden ist  sicher noch nicht vom Tisch. Auch wenn es jetzt scheinbar doch weiter entfernt ist als bis zuletzt angenommen...



Startareal in Emmersdorf

Schon angestrengt irgendwo bei km 27 oder 28

das Lachen wird mir noch gehörig vergehen...

Zielein lauf trab

Ob Freud oder Leid, wer weiß das schon so genau nach 42,195 harten Kilometern

Gamble Ben aus GBR läuft in 2:32:59 zum Sieg; den Habmarathonn hat übrigens Kirui Cheruiyot aus KEN in fantastischen 59:53 gewonnen



6 Kommentare:

  1. Ach, ach. Das sind ja wirklich erschreckende Tempoeinbußen, die du da am Ende leider nehmen musstest. Schade das die Renneinteilung nicht geklappt hat.
    Trotzdem aber herzlichen Glückwunsch zum Marathonfinish und der insgesamt doch sehr ordentlichen Zeit! Die Bestzeit fällt sicher irgendwann.

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    1. Hi, Danke!
      Naja, die Renneinteilung war leider totaler Mist...
      Die Zeit ist halt immer relativ zu betrachten. Wenn man eigentlich um gut 25 Minuten schneller wollte und vermutlich auch um 20 Minuten schneller kann ist sie leider alles andere als gut.
      Aber es geht natürlich weiter. Die nächsten Wettkämpfe sind bereits ins Auge gefasst :-)
      lg Andi

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  2. Hi Andi,

    ach gemein, dass es für dich nicht so gelaufen ist, wie du es dir erhofft hast! Aber für die mentale Stärke war der Lauf sicher extrem gut.
    Du weißt aber immerhin, woran es gelegen hat und kannst dir den Lauf beim nächsten mal besser einteilen. :)

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    1. Hi Doris!
      Sorry für die späte Antwort...
      Tja hat eben nicht sein sollen. Bzw. wars einfach schlecht eingeteilt...aber nach dem Marathon ist ja bekanntlich vor dem Marathon :-)

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  3. Danke für den ehrlichen Bericht Andi.
    Schade, dass es nicht geklappt hat, aber dennoch eine gute Zeit, mit der man sich nicht verstecken muss.
    Das mit dem schnellen Start kenne ich nur zu gut und ich kann mir denken, dass dir sämtliche Schimpfwörter durch den Kopf gegangen sind, als du das mit der Staffelläuferin realisiert hast...verzwickte Situation. Ich denke ich hätte alles kurz und klein geschlagen ;-)

    Nach dem Wettkampf ist vor dem Wettkampf und der Herbst zeigt sich bisher ja auch von seiner besten Seite.
    Ich denke da geht sich dieses Jahr noch einiges aus und der Marathon ist schneller vergessen als du denkst! ;-)

    Viele Grüße aus Bad Reichenhall

    Steve

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    1. Hi Steve!
      Sorry, dass ich erst jetzt antworte...
      Mittlerweile sehe ich das ganze schon etwas distanzierter und kann mich eigentlich nicht mehr über den Lauf ärgern. War halt schlecht eingeteilt und auch im Training hat vieles gegen eine Zeit gesprochen welche ich eigentlich laufen wollte. Aber das hab ich mir vermutlich selbst erst eingestanden als es eben zu spät war. Naja, es geht weiter. Mal schaun ob sich heuer noch was ausgeht. Aber vermutlich wird es anders als geplant nichts langes mehr. Dafür spukt für nächstes Jahr da so ein Lauf im Hinterkopf rum. Aber bis dahin ist noch etwas Zeit und ich will noch nicht zuviel darüber nachdenken. Ich sag mal nur soviel, der Mozart 100 hat im nächsten Jahr eine neue tolle Strecke... :-)
      Gruß Andi

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